Sie haben nicht selten unbescholtene Bürger in die Verzweiflung getrieben, wenn nicht ganze Ehe zerstört: Straßenkarten, und ihre kleinen Brüder, die Stadtpläne. Seit die Navigationsgeräte immer mehr zur Grundausstattung eines jeden Fahrzeugs gehören, ist dieses Konfliktpotential beseitigt. Gab es anfangs ausschließlich Navigationsgeräte, erobern nun auch Handys mit Navigationsfunktion die Straßen. Die neuen Systeme haben jedoch noch mit Problemen zu kämpfen: Falsche Richtungsangaben, kaum hörbare Ansagen, umständliche Menüführung etc. In einem umfangreichen Test hat die Stiftung Warentest Onboard Navigationspakete, Navigationsdienste übers Handynetz und klassische Navigationsgeräte auf den Prüfstand gestellt und nach den Testsiegern in jeder Kategorie gesucht.
Test: Navigation mit dem Handy
Testsieger Navigationspakete (Onboard):
1. Garmin Mobile XT auf Sony Ericsson X1 Xperia – Note BEFRIEDIGEND (3,1)
Beim Garmin Mobile XT nimmt die Routenberechnung einige Zeit in Anspruch. Ein Nachteil des kleinen Displays: Die Routenbeschreibung ist nur schwer abzulesen. Allerdings sind die Ansagen verständlich. Ein Pluspunkt: Die Karten können sowohl im Hoch- als auch im Querformat dargestellt werden. Ebenfalls positiv ist, dass die Software auf der Speicherkarte bereits installiert ist. Sie funktioniert übrigens sowohl mit Windows Mobile als auch mit Symbian.
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1. Navigon Mobile Navigator 7 Europa auf HTC Touch Diamond– Note BEFRIEDIGEND (3,1)
Das Navigon Mobile XT kann nur mit langsamer Ortung und Routenberechnung aufwarten. Die Wegbeschreibungen sind zwar sehr ausführlich, allerdings aufgrund der Größe des Displays nur schwer lesbar. Wenig vorteilhaft ist außerdem, dass die Ansagen äußerst leise sind und auch kein Kopfhörer angesteckt werden kann. Die Software, verfügbar für Windows Mobile und Symbian, wird auf einer DVD geliefert, ist jedoch aufwändig zu installieren.
3. Route 66 Mobile Navigator 8 auf Samsung I900 Omnia – Note BEFRIEDIGEND (3,3)
Das Komplettpaket aus Handy, Autohalter, Autoadapter und vorinstallierter Navi-Software punktet mit einer guten, wenn auch schwer lesbaren Anzeige, die sowohl im Hoch- als auch im Querformat funktioniert. Die Software kann auch an anderen Windows-Mobile-Handys installiert werden.
Test: Navigationsdienste übers Handynetz
1. Nokia Maps 2.0 auf Nokia N79 – Note BEFRIEDIGEND (2,8) – Beste Handylösung im Test
Auf den GPS-Handys von Nokia ist die Software bereits vorinstalliert. Die Bildschirmanzeige funktioniert wahlweise im Hoch- oder im Querformat, allerdings ist das Display etwas knapp bemessen. Zieleingabe und Routenberechnung gehen relativ langsam vonstatten. Vorteil: Die erforderlichen Karten können auch via PC auf das Handy übertragen werden – das spart Kosten.
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2. Ö-Navi 2 auf Nokia E71– Note BEFRIEDIGEND (3,2)
Die Software ist mühsam zu installieren, allerdings ist die Software für Windows Mobile, Symbian und Java werbefinanziert verfügbar. Somit werden nur Kosten für den Datenverkehr fällig. Ebenfalls negativ fällt die geringe Lautstärke der Sprachansagen auf.
3. Vodafone Find & Go auf Blackberry Storm 9500 – Note BEFRIEDIGEND (3,1)
Die Software funktioniert nur auf diesem Handymodell und wird über einen vorinstallierten Download-Link installiert. Die Anzeige funktioniert zwar wahlweise im Hoch- oder Querformat, ist allerdings nur schwer lesbar.
4. Wayfinder Navigator 7 auf Sony Ericsson C 905 – Note AUSREICHEND (4,5)
Die Software gibt es für Windows Mobile, Symbian und Java und auf dem Sony Ericsson ist sie bereits vorinstalliert. Routenberechnung und Ortung funktionieren nur sehr langsam. Ebenfalls negativ fällt die schwer lesbare Anzeige und die leisen Sprachansagen auf. Mühsam ist außerdem die Eingabe des Zielortes via Nummerntasten.
Test: Navigationsgeräte
Die Testsieger
1. TomTom Go 940 Live – Note GUT (2,2) Bestes Navigationssystem im Test
Das TomTom Go 940 Live überzeugt mit sehr guten und klar verständlichen Ansagen. Auch der inhaltliche Aufbau der Anzeige ist gut gelungen, wenn sie auch bei heller Umgebung etwas schlecht lesbar ist. Leider nimmt die Routenberechnung einige Zeit in Anspruch. Weitere Features: Gyrosensor, Spracherkennung, Karten für Nordamerika, buchbarer Live-Dienst.
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2. Aldi/ Medion GoPal P5430 – Note BEFRIEDIGEND (2,7)
Das Navigationsgerät von Aldi (Aktionsware Aldi Nord) punktet mit einer inhaltlich gut aufgebauten Anzeige. Negativ fallen die lange Startzeit und die – bei heller Umgebung – schlecht lesbare Anzeige auf. Pluspunkte gibt es für: Sehr gute Anleitung, Spracherkennung, TMC Pro, Fingerabdrucksensor. Allerdings ist keine Eingabesperre während der Fahrt möglich.
3. Garmin nüvi 775 T – Note BEFRIEDIGEND (2,7)
Die lange Startzeit des Garmin nüvi wird durch die gute Anzeige und eine sehr gute Menüführung teilweise wieder wett gemacht. Fußgänger, die das Navigationsgerät nutzen, müssen jedoch einige Umwege in Kauf nehmen. Der „elektronische Wegweiser“ verfügt über einen Anschluss für eine externe GPS-Antenne.
Weitere Platzierungen Test Navigationsgeräte
4. Becker Traffic Assist Z 201 – Note BEFRIEDIGEND (2,8)
5. Blaupunkt TravelPilot 700 – Note BEFRIEDIGEND (2,9)
6. Navigon 2210 – Note BEFRIEDIGEND (3,1)
Navigation am Handy – Onboard oder Offboard?
Der Handytest hat gezeigt, dass für eine reibungslose Navigation via Handy ist vor allem die Navigationssoftware ausschlaggebend. Bei der Software konkurrieren zwei Modelle: Die so genannten Onboard-Lösungen, bei denen Routenberechnung und Routenführung auf dem Gerät erfolgen. Der Kunde muss dafür einmalig ein Paket erwerben, das die Software und das Kartenmaterial enthält. Bei der Offboard-Navigation hingegen wird die Navigation als Dienstleistung angeboten und nach Nutzung bezahlt. Die Navigationsprogramme (beispielsweise Nokia Maps, Wayfinder) erstellen über das Handynetz eine Datenverbindung zum Anbieter und teilen dem Handy die gewünschten Routeninformationen mit.
Zusatzkosten für Offboard-Dienste
Offboard-Dienste werden meist im Abo konsumiert. Stellenweise gibt es auch kostenlose Angebote, wie zum Beispiel Ö-Navi. In jedem Fall werden aber zusätzliche Kosten für den Datentransfer in Rechnung gestellt. Die Empfehlung der Tester: Autofahrer, die ihr Navi oft benutzen möchten, sollten einen Offboard-Navigationsdienst nur in Zusammenhang mit einer Datenflatrate oder einem großen Inklusiv-Volumen nutzen. Solange Datenverbindungen im Ausland noch teuer sind, ist von einer Nutzung der Offboard-Navigation im Ausland abzuraten. Ein Vorteil der Offboard-Dienste liegt darin, dass der Nutzer stets aktuelles Kartenmaterial zur Verfügung gestellt bekommt. Nutzer von Onboard-Lösungen müssen Kartenaktualisierungen kaufen, wobei auch hier einige Anbieter im Handytest mit kostenlosen Updates punkten (z.B. Becker).
Installation der Handynavigationsprogramme
Je nach Anbieter muss die Software in Eigenregie auf dem Handy installiert werden oder ist bereits vor installiert. Für ersteren Fall bekommt der Nutzer entweder eine Speicherkarte für das Handy oder – etwas aufwändiger – eine DVD, die einen Datentransfer via PC erfordert. In beiden Fällen muss sich der Kunde vorab beim Anbieter registrieren, um den Dienst nutzen zu können.
Nachteile der Handynavigation
- Navigationsgeräte werden meist mit umfangreichem Zubehör geliefert. Beim Handy muss man Extras wie Halterung, Stromadapter oder Zigarettenanzünder in der Regel separat erwerben.
- Ein weiterer Nachteil der Navi-Handys: Es dauert meist deutlich länger, bis das Programm startet und seinen Standort mittels GPS ermittelt hat.
- Auch die Zieleingabe ist auf Handygeräten meist aufwändiger – abhängig vom Bildschirm bzw. der Tastatur.
- Ein Problem liegt darin, dass die Anbieter oft versuchen, die Menge an Informationen, die ein Navigationsgerät zur Verfügung stellt, auf dem Handydisplay unter zu bringen. Dass dies zu handen der Übersichtlichkeit geht, liegt auf der Hand.
- Auch die Lautsprecher der Handys sind für eine reibungslose Verwendung in einem Fahrzeug nicht geeignet. Im Test bewährten sich bei diesem Punkt noch am ehesten das Samsung Omnia und das Sony Ericsson X1.
Routenfindung via Handy-Navi
Auch wenn die Routenfindung und -führung auf dem Handy ähnlich gut funktioniert wie auf einem normalen Navigationsgerät, gibt es doch erhebliche Nachteile bei der Nutzung. Tipp der Stiftung Warentest: Kunden, die großen Wert auf Komfort legen, sind meist mit einem Navigationsgerät besser beraten.
Die neuen Multimedia-Navis
Im Handytest der Stiftung Warentest fiel auf, dass die Anbieter der Navigationsgeräte aufrüsten: Immer mehr Modelle bieten neben einer Freisprecheinrichtung fürs Handy (via Bluetooth) auch die Möglichkeit, die Ansagen über einen kleinen UKW-Sender auf das Autoradio zu übertragen. Darüber hinaus sind die Tester der Stiftung Warentest auch auf Geräte gestoßen, die DVB-T Fernsehprogramme empfangen können und sogar die Internetnutzung im Auto ermöglichen. TomTom punktet im Test mit einem Gyrosensor, der eine Navigation auch ermöglicht, wenn der Satelliten-Kontakt abbricht – zum Beispiel in einem Tunnel.
Erstmals im Test: Der Live-Verkehrsdienst von TomTom
Der Live-Verkehrsdienst von TomTom ist für einen Abo-Preis von monatlich 9,95 erhältlich. Der besondere Service liegt darin, dass das Navigationsgerät mit aktuellen und genauen Verkehrsmeldungen versorgt wird. Das Versprechen an den Kunden: Er fährt immer auf der cleversten Route und weiß genau, wann er ankommt. Die Tester der Stiftung Warentest haben die Innovation auf die Probe gestellt: Drei Autos, ausgestattet mit drei TomTom Navigationsgeräten unterschiedlicher Generationen, wurden auf acht Strecken getestet. Das Resultat: der Live-Verkehrsdienst funktioniert, bringt jedoch keine große Ersparnis. Bei den Fahrtzeiten schlossen die drei Geräte im Test ähnlich ab. Bei der Schätzung der Fahrtzeiten erreichte sogar das Navi ohne Verkehrsinfo den ersten Platz, wohingegen das TomTom-live bei diesem Test durchwegs falsch schätzte.