Deutsche Internetanbieter im großen Test der Stiftung Warentest
Schnelles Internet, besten Service, und das alles zu einem fairen Preis – damit wirbt der Großteil der Internetanbieter, die derzeit auf dem deutschen Markt tätig sind. In welchem Ausmaß diese Versprechen jedoch auch eingelöst werden, hat die Stiftung Warentest in einem unabhängigen Test der größten deutschen Internetanbieter nun untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Testsieger Internet Komplettpaket mit Surf- und Telefonflatrate
1. T-Home – Note GUT (2,0) (-> direkt zu T-Home)
T-Home, das Internet- und Telefonangebot der Deutschen Telekom, wird von der Stiftung Warentest zum Testsieger gekürt und als „gut“ bewertet. Es ist zwar teurer als die Konkurrenz, bietet dafür jedoch umfangreiche Zusatzleistungen, eine problemlose Anmeldung, eine schnelle Einrichtung des Anschlusses und sogar „sehr gute“ technische Beratung am Telefon.
Die weiteren Platzierungen im DSL-Test:
2. Arcor – Note BEFRIEDIGEND (2,8) (jetzt von Vodafone übernommen)
3. Alice – Note BEFRIEDIGEND (3,1)
4. O2 – Note BEFRIEDIGEND (3,2)
5. 1&1 – Note AUSREICHEND (3,6)
6. congstar – Note AUSREICHEND (3,6)
7. Versatel – Note AUSREICHEND (3,6)
8. Strato – Note AUSREICHEND (3,7) (bieten kein DSL mehr an)
9. freenet – Note AUSREICHEND (4,0) (bieten kein DSL mehr an)
Auch im Test – Internet über Kabel: Kabel Deutschland – Note BEFRIEDIGEND (3,5)
Die Surfgeschwindigkeit
Schnelle Breitbandanschlüsse via DSL (vereinfacht gesagt über die Telefonleitung) können in vielen Gebieten mit einer Datenrate von bis zu 16.000 Kilobit pro Sekunde (kbit/s) realisiert werden. Damit werben auch die Internetanbieter. Großes Augenmerk sollte jedoch auf den Zusatz „bis zu“ gelegt werden, denn in den wenigsten getesteten Fällen wurden die bestellte Geschwindigkeit auch erreicht. Die Stiftung Warentest prüfte in ihrem Internet-Test zehn Internetanbieter in jeweils drei Haushalten, die einen kombinierten Telefon- und Internetanschluss bezogen. Von dreißig getesteten Internetanschlüssen erreichte nur etwa jeder dritte die beworbene Geschwindigkeit. Der langsamste Internetanschluss kam auf gerade mal 1300 kbit/s! Die Internetanbieter selbst scheinen oft nicht zu wissen, welche Surfgeschwindigkeit in einem Haushalt realisiert werden kann, denn dies hängt größtenteils davon ab, wie gut die lokale Infrastruktur am Standort ausgebaut ist und ob es Störfaktoren gibt. Deshalb nützt es in diesem Fall auch recht wenig, den DSL-Anbieter zu wechseln. Eine mögliche Alternative wäre hingegen der Wechsel zu einem Internetanbieter via Kabel. Kabel Deutschland beispielsweise lieferte im Internet-Test bei allen drei Testhaushalten stabile Datenraten mit Geschwindigkeiten von über 10.000 kbit/s.
Nebenbei erwähnt: Nur wenige private Nutzer benötigen auch wirklich schnelle Internetverbindungen mit einer Datenrate von bis zu 16.000 kbit/s. Die Internetanbieter via DSL können auch nicht belangt werden, da sie mit Maximalgeschwindigkeiten werben – die Grenzen nach unten sind quasi offen. Dennoch hinterlässt es einen bitteren Beigeschmack, wenn eine versprochene und bezahlte (!) Leistung nicht erbracht wird – ungeachtet dessen, ob diese in Anspruch genommen wird oder nicht.
Schwierigkeiten bei DSL-Vergleich und Anmeldung
Der Internet-Testbericht der Stiftung Warentest bestätigt leider die weit verbreitete Annahme, dass es oft ein langer und beschwerlicher Weg ist, bis die DSL-Verbindung steht. Schon der erste Schritt auf dem Weg zu einer günstigeren DSL-Verbindung ist oft mühsam: Der DSL-Vergleich. Die Stiftung Warentest kritisiert, dass es in diesem Punkt auf den Seiten der DSL-Anbieter an Transparenz mangelt und oft irreführende Angaben gemacht werden. Das betrifft zum einen die Leistungen, die der DSL-Kunde erhält, zum anderen den Preis, den er dafür zu entrichten hat. Umfangreiche Leistungsbeschreibungen gehen allzu oft in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen unter, die ohnehin in den seltensten Fällen nutzerfreundlich geschrieben sind. Vielfach wird der Kunde auch darüber im Unklaren gelassen, wie der Telefonanschluss realisiert wird. 1&1, congstar, freenet, Kabel Deutschland, O2 und Strato lassen beispielsweise nicht auf den ersten Blick erkennen, dass ihre Kunden nicht über den analogen oder digitalen Anschluss, sondern mittels Voice over IP (VoIP) telefonieren. Bestellt der Kunde den Internetanschluss online auf der Anbieterseite ist außerdem besondere Vorsicht geboten: Beim meist mehrseitigen Bestellvorgang kann es schnell passieren, dass Leistungen bestellt werden, die der Kunde gar nicht benötigt. Mehrere Testhaushalte, die im Internet-Test der Stiftung Warentest bei 1&1 und freenet bestellten, hatten am Ende auch eine SIM-Karte bestellt, ohne dies zu merken.
Das lange Warten auf DSL und Kabel
Paradoxerweise müssen Internetkunden oft lange warten, bis sie schlussendlich schnell im Internet surfen können. Wartezeiten von mehreren Monaten waren im Internet-Test der Stiftung Warentest leider keine Seltenheit. Getestet wurden vor allem die vielfach beworbenen Kombinangebote von Internet und Telefon. In diesem Fall wird der Anbieterwechsel dadurch erschwert, dass auch die Rufnummer des Telefonanschlusses an den neuen Internetanbieter weiter gegeben werden muss. Der Kunde selbst kann den Wechselprozess zwar beschleunigen (siehe TIPPS), seine Einflussmöglichkeiten sind letztendlich jedoch begrenzt. Ärgerlich ist es allerdings zusätzlich, dass viele Anbieter den angekündigten Freischalttermin kommentarlos verstreichen ließen – im Test beispielsweise Strato und congstar. Ebenso traten Verzögerungen durch falsch zugestellte Hardwarekomponenten (Arcor, freenet) bzw. Verwirrung bei den Anmeldeformularen (Versatel) auf.
Die größte Geduld mussten im Internet-Test die Kunden von Versatel aufbringen: Sie warteten durchschnittlich neun Wochen auf ihr schnelles Internet.
Schwierigkeiten bei der Einrichtung des Internetanschlusses
Der Großteil der Internetanbieter leistet dem Kunden keine große Hilfe bei der Einrichtung des Anschlusses. Meist wird nur die benötigte Hardware versandt – die Installation bleibt dem Nutzer überlassen. Immerhin verschicken viele Internetanbieter bereits Router, die sich automatisch konfigurieren. Leider funktionierte dies im Internet-Test der Stiftung Warentest nur bei den Geräten von Arcor, T-Home und O2 reibungslos. Anders läuft es bei den Kabel-Internetanbietern. In diesem Fall muss ohnehin ein Techniker vor Ort den Anschluss einrichten. Immerhin: Ist der Internetanschluss erst einmal eingerichtet, laufen die meisten Verbindungen recht stabil.
Beratung durch die DSL-Provider
Schlechte Qualität bei der Beratung wurde den deutschen Internetanbietern bereits in einem früheren Internet-Test der Stiftung Warentest attestiert. Getan hat sich allerdings wenig. Kunden mit technischen Fragen raten die Tester, der kostenpflichtigen Hotline den Vorzug vor der kostenlosen Unterstützung via E-Mail zu geben. Bei T-Home und Arcor bestehen sogar gute bis sehr gute Chancen, nach wenigen Minuten Wartezeit eine brauchbare Lösung für sein Problem zu bekommen. Weniger erfreulich der E-Mail Support der Anbieter: Arcor beispielsweise ließ vier von fünf Anfragen gänzlich unbeantwortet. Die übrigen Anbieter antworteten zwar häufiger; allerdings führten die Hilfestellungen nur selten zu einer Lösung des Problems. Der letzte Platz in Puncto Beratung geht an freenet: Bei diesem Internetanbieter waren sowohl der telefonische als auch der online Beratungsdienst „mangelhaft“.
Unterschiede bei den Zusatzdiensten
Natürlich versuchen die Internetanbieter, neben Internet- und Telefonanschlüssen weitere Produkte an den Mann zu bringen. Dabei kann es sich um Handyverträge, zusätzliche Sicherheitssoftware oder auch einen Fernsehanschluss handeln. Alice, Arcor und T-Home bieten bereits auch TV via DSL an. Vergleichsweise mager ist hingegen das Angebot von congstar, das oft nicht einmal ein E-Mail-Konto enthält. 1&1 und T-Home können sich bei der Möglichkeit, eine eigene Homepage ein zu richten, profilieren. Die umfangreichsten Serviceleistungen bietet mit Abstand T-Home.
Testsieger: T-Home
T-Home ist der größte und auch der teuerste Internetanbieter in Deutschland, schneidet insgesamt jedoch auch am besten ab. Was die anderen Internetanbieter betrifft, zeichnet die Stiftung Warentest in ihrem Internet-Test ein weniger freundliches Bild: Bei ihnen scheint der sich verschärfende Preiskampf weiterhin zu Lasten von Leistungsumfang und Service zu gehen.
–> Homepage: www.t-home.de
Tipps für den Anbieterwechsel
• Bevor der Internetanschluss gewechselt wird, sollte der Kunde eine Bestandsaufnahme seiner vorhandenen Anschlüsse vornehmen. Welche Telefon- und Internetverträge bestehen bereits? Werden DSL und Telefon bereits beim gleichen Anbieter bezogen? Diese und andere Fragen sollten im Vorfeld geklärt werden. Und: Vertragsunterlagen und alte Rechnungen erleichtern ebenfalls den Internetanbieter-Wechsel.
• Bevor man den Anbieter wechselt, sollte man prüfen, ob der aktuelle DSL-Vertrag bzw. der Telefonanschluss bereits kündbar ist. Ansonsten: Rechtzeitig kündigen, am besten per Einschreiben und mit Bestätigung. Oft übernimmt auch der neue Internetanbieter die Kündigung des bestehenden Vertrages für den Kunden.
• Unglücklicherweise ist noch nicht überall in Deutschland schnelles Internet verfügbar. Hilfe bietet ein DSL-Vergleich im Internet. Anhand der eingegebenen Telefonvorwahl des Standortes filtert er spezielle jene Angebote heraus, die am Wohnort verfügbar sind. Ansonsten kann die Verfügbarkeit auch auf den Webseiten der Internetanbieter geprüft werden.
• Für einen reibungslosen Wechsel ist es außerdem wichtig, dass die persönlichen Daten des Kunden genau so angegeben werden wie auf dem bestehenden Vertrag. Stimmen die Daten nicht überein, kann es zu lästigen Verzögerungen beim DSL-Wechsel kommen.
Internettarife – Darauf sollte man achten!
Wahl der richtigen Surfgeschwindigkeit
Wie schnell man im Internet surfen kann, hängt von der Datenrate für den Down- und Upload ab. Für das gelegentliche Surfen und Herunterladen von Musik ist bereits ein Internetanschluss mit
einer Geschwindigkeit von 2000 kbit/s ausreichend.
Abrechnung
Mittlerweile hat sich in Deutschland die DSL-Flatrate durchgesetzt: Mit einer Flatrate kann der User zeitlich unbegrenzt im Internet surfen. Anders verhält es sich mit der Telefonflatrate: Diese gilt in der Regel nur für bestimmte Netze.
Mindestlaufzeit
Vergünstigungen gibt es für Kunden, die sich langfristig – bis zu 24 Monate – an den Internetanbieter binden. Internetanschlüsse mit geringerer Laufzeit sind zwar meist etwas teurer, bewahren dem Kunden aber Flexibilität – im schnell wachsenden Markt der DSL-Anschlüsse ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Achtung Kostenfallen!
Beim Vergleich sollte der Kunde darauf achten, dass es sich bei den beworbenen Preisen nicht um „Probepreise“ für eine begrenzte Dauer handelt. Ebensolche Vorsicht ist bei anfangs kostenlosen Zusatzdiensten geboten, die früher oder später in ein Abo umgewandelt werden.
Sehr informativ,da ich einen neuen Anschluss brauche.(Flatrate-Tel/intern UMTS)
Mit freundlichen Grüssen
J.Koß